Kapitel 9. Xen-Virtualisierung

Inhaltsverzeichnis

9.1. Hauptkomponenten
9.2. Einrichten eines virtuellen Computerhosts
9.3. Einrichten virtueller Computer
9.4. Verwalten einer Virtualisierungsumgebung

In diesem Kapitel werden die Komponenten und Technologien beschrieben, die Sie zur Einrichtung und Verwaltung einer xen-basierten Virtualisierungsumgebung kennen sollten. Es besteht aus den folgenden Abschnitten:

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9.1. Hauptkomponenten

Die Hauptkomponenten einer xen-basierten Virtualisierungsumgebung sind der Xen Hypervisor, die Desktop-Umgebung des Hosts, eine beliebige Anzahl xen-basierter virtueller Computer sowie die Werkzeuge, Befehle und Konfigurationsdateien für die Verwaltung der Virtualisierung. Der physische Computer, auf dem all diese Komponenten ausgeführt werden, wird gemeinhin auch als virtueller Computerhost bezeichnet, da diese Komponenten gemeinsam die Hostplattform für virtuelle Computer bilden.

Der Xen Hypervisor

Der Xen Hypervisor, auch als Monitor für virtuelle Computer bezeichnet, koordiniert auf unterster Ebene die Interaktion zwischen den virtuellen Computern und der physischen Hardware.

Die Desktop-Umgebung des Hosts

Die Desktop-Umgebung des virtuellen Computerhosts, auch als Domäne 0 bezeichnet. Sie besteht unter anderem aus folgenden Komponenten:

  • openSUSE, das Administratoren zur Verwaltung der Komponenten des virtuellen Computerhosts und seiner virtuellen Computer eine grafische Desktop- und Kommandozeilenumgebung bereitstellt.

    [Note]Anmerkung

    Mit „Host-Desktop“ wird in der Regel die Verwaltungsumgebung Domäne 0 bezeichnet, auch wenn openSUSE im Kommandozeilenmodus ohne grafisches Desktop ausgeführt werden kann.

  • Der xend-Daemon (xend), der Konfigurationsdaten sämtlicher virtueller Computer speichert und die Erstellung und Verwaltung der virtuellen Computer steuert.

  • Eine angepasste Version von QEMU, einem Programm, das ein vollständiges Computersystem einschließlich Prozessor und verschiedenen Peripheriegeräten emuliert. Dieses Programm ermöglicht es, Betriebssysteme vollständig im Virtualisierungsmodus zu hosten.

Xen-basierte virtuelle Computer

Ein xen-basierter virtueller Computer, auch als Domäne bezeichnet, besteht aus folgenden Komponenten:

  • Mindestens ein virtueller Datenträger mit bootfähigem Betriebssystem. Der virtuelle Datenträger kann auf einer Datei, einer Partition, einem Volume oder einem anderen Blockgerätetyp basieren.

  • Informationen zur virtuellen Computerkonfiguration, die mittels Export einer textbasierten Konfigurationsdatei aus xend oder im Virtual Machine Manager bearbeitet werden können.

Verwaltungswerkzeuge, Befehle und Konfigurationsdateien

Ihre Virtualisierungsumgebung können Sie mittels GUI-Werkzeugen, Kommandos und Konfigurationsdateien verwalten und anpassen.

9.1.1. Erläuterungen zu den Virtualisierungsmodi

Gast-Betriebssysteme werden auf virtuellen Computern entweder im vollständig virtuellen Modus oder in einem paravirtuellen Modus gehostet. Jede der beiden Virtualisierungsmodi hat Vor- und Nachteile.

  • Im vollständigen Virtualisierungsmodus können virtuelle Computer Betriebssysteme wie Windows* Server 2003 und Windows XP unverändert ausführen. Allerdings muss der Computer, der als virtueller Computerhost fungiert, in diesem Modus hardware-unterstützte Virtualisierungstechnologien wie AMD* Virtualization oder Intel* Virtualization Technology unterstützen.

    Einige Gast-Betriebssysteme können im vollständigen Virtualisierungsmodus so konfiguriert werden, dass sie statt der betriebssystemspezifischen Treiber die Virtual Machine-Treiber von openSUSE ausführen. Virtual Machine-Treiber verbessern die Leistung von Gast-Betriebssystemen wie Windows XP und Windows Server 2003 erheblich. Weitere Informationen finden Sie unter „Virtual Machine Driver Pack für Windows“.

  • Der paravirtuelle Modus fordert vom Hostcomputer keine Unterstützung hardware-basierter Virtualisierungstechnologien, allerdings muss sein Betriebssystem in diesem Modus an die Virtualisierungsumgebung angepasst sein. In der Regel zeigen Betriebssysteme im paravirtuellen Modus eine bessere Leistung als Betriebssysteme, für die der vollständige Virtualisierungsmodus erforderlich ist.

9.1.2. Virtualisierungsarchitektur von Xen

Folgende Abbildung zeigt einen virtuellen Computerhost mit drei virtuellen Computern. Der Xen Hypervisor wird direkt auf der physischen Hardware-Plattform ausgeführt.

Über der Ebene des Xen Hypervisor befinden sich vier virtuelle Computer.

Abbildung 9.1. Virtualisierungsarchitektur

Virtualisierungsarchitektur

Auf der linken Seite sehen Sie den Desktop des virtuellen Computerhosts (Domäne 0) mit dem Betriebssystem SUSE Linux. Auf den beiden virtuellen Computern in der Mitte werden paravirtuelle openSUSE-Systeme ausgeführt. Auf dem vollständig virtuellen Computer auf der rechten Seite wird ein unverändertes Betriebssystem, zum Beispiel Windows Server 2003 oder Windows XP, ausgeführt.

9.1.3. Erläuterungen zum virtuellen Computerhost

Nach der Installation der Virtualisierungskomponenten und dem Booten des Computers sollte das GRUB-Menü die Menüoption "Xen" enthalten. Durch Auswahl dieser Option werden die Virtualisierungskomponenten geladen und der Host-Desktop Domäne 0 wird mit openSUSE gestartet.

Unter Domäne 0 zeigt openSUSE die installierte Textkonsole oder die Desktop-Umgebung an (GNOME oder KDE). Nach dem Öffnen wird jeder virtuelle Computer in einem eigenen Fenster angezeigt.