Zusammenfassung
Falls dies Ihre erste Begegnung mit einem Linux-System ist, möchten Sie wahrscheinlich etwas über die grundlegenden Linux-Konzepte erfahren, bevor Sie zu arbeiten beginnen. Die grafischen Bedienoberflächen von Linux, Mac OS* und Windows* enthalten ähnliche Desktop-Komponenten. Es ist also ziemlich einfach, von einer grafischen Bedienoberfläche zu einer anderen zu wechseln. Wenn Sie jedoch das zugrundeliegende System betrachten, bemerken Sie rasch einige Unterschiede.
Die folgenden Abschnitte sollen Sie durch die ersten Schritte mit Ihrem Linux-System begleiten und Linux-„Neulingen“ bei der Orientierung in ihrem neuen Betriebssystem helfen. Sie werden das Benutzerkonzept von Linux, die Struktur des Linux-Dateisystems (wo sich was in der Verzeichnisstruktur befindet) und den Umgang mit Zugriffsberechtigungen auf Dateien und Verzeichnisse kennenlernen, die eine wesentliche Funktion in Linux darstellen.
Benutzer, die schon mit Mac OS gearbeitet haben, erkennen wahrscheinlich, dass die in den folgenden Abschnitten erläuterten Konzepte denen sehr ähnlich sind, die sie bereits von Mac OS kennen. Windows-Benutzer erkennen möglicherweise deutliche Unterschiede, die beachtet werden sollten.
Linux wurde von Anfang an als Mehrbenutzer-System konzipiert: An einem Computer können beliebig viele Benutzer gleichzeitig arbeiten. Diese Benutzer können eine Verbindung zum System über verschiedene Terminals oder Netzwerkverbindungen herstellen. Bevor Benutzer eine Sitzung starten können, müssen Sie sich gewöhnlich beim System anmelden. Persönliche Informationen und individuelle Desktop-Konfiguration werden für jeden Benutzer separat gespeichert.
Zur Unterscheidung der Benutzer, die an einem Rechner arbeiten,
dienen unter Linux unterschiedliche Arten von Benutzerrollen: Sie
können sich bei einem Linux-Rechner als „normaler“
Benutzer oder Superuser (Administrator) anmelden (unter Linux
traditionell als root
bezeichnet). Der Superuser verfügt
über Privilegien, die ihn dazu berechtigen, auf sämtliche Teile des
Systems zuzugreifen und Verwaltungsaufgaben durchzuführen. Er kann
ohne Einschränkungen Änderungen am System vornehmen und verfügt über
uneingeschränkten Zugriff auf sämtliche Dateien. Wenn Sie als
normaler Benutzer angemeldet sind, fehlen Ihnen diese Privilegien.
Benutzer und root
kann natürlich dieselbe physische Person
darstellen, die in unterschiedlichen Rollen agiert.
Der Benutzer root
wird immer standardmäßig bei der
Installation auf Ihrem Linux-System angelegt, daher müssen Sie für
root
ein Passwort eingeben. Welche anderen Benutzer sich
bei Ihrem System anmelden können, hängt von der Methode der
Authentifizierung ab, die bei der Installation gewählt wurde (siehe
Abschnitt 1.14.6, „Benutzer“).
Für Ihre tägliche Arbeit melden Sie sich gewöhnlich als normaler
Benutzer bei Ihrem System an. Das Ausführen von einigen
administrativen Aufgaben oder bestimmten Programmen wie YaST
erfordern root
-Berechtigungen. Sie können einfach von Ihrem
normalen Konto zu root
und dann wieder zurück in Ihr
normales Benutzerkonto wechseln, wenn die administrative Aufgabe
erledigt ist. Informationen über die Vorgehensweise in einer Shell
finden Sie unter Abschnitt 8.4, „Umschalten zu Root“. Wenn Sie mit
einer grafischen Bedienoberfläche arbeiten, werden Sie gewöhnlich bei
Bedarf aufgefordert, das root
-Passwort einzugeben. Wenn Sie
die Anwendung schließen, für die root
-Berechtigungen
erforderlich waren, werden Ihnen die root
-Privilegien
entzogen: Sie wechseln automatisch wieder zu Ihrem normalen
Benutzerkonto.
Dieses Konzept wirkt vielleicht anfangs nicht
überzeugend, sorgt aber für größere Sicherheit. Ein Benutzer ohne
root
-Privilegien kann nicht das gesamte System beschädigen.
Alle Schäden sind strikt begrenzt auf das eigene Benutzerkonto und
die Benutzerdaten. Eine mit root
-Privilegien ausgeführte
Operation kann das ganze System beschädigen. Wer ein laufendes
Linux-System beschädigen will, muss zunächst über
root
-Privilegien verfügen. Daher ist es erheblich
schwieriger, Viren für Linux-Systeme zu programmieren. Sie müssen
zuerst die root-Barriere überwinden.
Jeder Benutzer in einem Linux-System gehört mindestens einer Gruppe an. Eine Gruppe kann, in diesem Fall, als eine Reihe verbundener Benutzer mit bestimmten gemeinsamen Privilegien definiert werden. Gruppen werden gewöhnlich nach ihren funktionalen Rollen oder den Daten und Ressourcen definiert, auf die Gruppenmitglieder zugreifen müssen. Wenn ein neues Benutzerkonto auf Ihrem System angelegt wird, wird dieser Benutzer automatisch einer primären Standardgruppe zugewiesen. Der Systemadministrator kann bei Bedarf diese primäre Gruppe ändern oder den Benutzer einer zusätzlichen Gruppe zuteilen.