Kapitel 23. DHCP

Inhaltsverzeichnis

23.1. Konfigurieren eines DHCP-Servers mit YaST
23.2. DHCP-Softwarepakete
23.3. Der DHCP-Server dhcpd
23.4. Weiterführende Informationen

Zusammenfassung

Das DHCP (Dynamic Host Configuration Protocol) dient dazu, Einstellungen in einem Netzwerk zentral von einem Server aus zuzuweisen. Einstellungen müssen also nicht dezentral an einzelnen Arbeitsplatzcomputern konfiguriert werden. Ein für DHCP konfigurierter Host verfügt nicht über eine eigene statische Adresse. Er konfiguriert sich stattdessen vollständig und automatisch nach den Vorgaben des DHCP-Servers. Wenn Sie auf der Client-Seite den NetworkManager verwenden, brauchen Sie den Client überhaupt nicht zu konfigurieren. Das ist nützlich, wenn Sie in wechselnden Umgebungen arbeiten und nur jeweils eine Schnittstelle aktiv ist. Verwenden Sie den NetworkManager nie auf einem Computer, der einen DHCP-Server ausführt.

Zum einen kann ein DHCP-Server so konfiguriert werden, dass er jeden Client anhand der Hardware-Adresse seiner Netzwerkkarte (die unveränderlich sein sollte) identifiziert und ständig mit denselben Einstellungen versorgt, sobald der Client eine Verbindung herstellt. Zum anderen kann DHCP aber auch so konfiguriert werden, dass der Server jedem Client, der eine Verbindung zu ihm herstellt, eine Adresse aus einem dafür vorgesehenen Adresspool dynamisch zuweist. In diesem Fall versucht der DHCP-Server, dem Client bei jeder Anforderung dieselbe Adresse zuzuweisen - auch über einen längeren Zeitraum hinweg. Das ist nur möglich, wenn die Anzahl der Clients im Netzwerk nicht die Anzahl der Adressen übersteigt.

DHCP erleichtert Systemadministratoren das Leben. Alle (selbst umfangreiche) Änderungen der Netzwerkadressen oder der -konfiguration können zentral in der Konfigurationsdatei des DHCP-Servers vorgenommen werden. Dies ist sehr viel komfortabler als das Neukonfigurieren zahlreicher Arbeitsstationen. Außerdem können vor allem neue Computer sehr einfach in das Netzwerk integriert werden, indem sie aus dem Adresspool eine IP-Adresse zugewiesen bekommen. Das Abrufen der entsprechenden Netzwerkeinstellungen von einem DHCP-Server ist auch besonders interessant für Notebooks, die regelmäßig in unterschiedlichen Netzwerken verwendet werden.

In diesem Kapitel wird der DHCP-Server im gleichen Subnetz wie die Workstations (192.168.2.0/24) mit 192.168.2.1 als Gateway ausgeführt. Er hat die feste IP-Adresse 192.168.2.254 und bedient die beiden Adressbereiche 192.168.2.10 bis 192.168.2.20 und 192.168.2.100 bis 192.168.2.200;.

Neben IP-Adresse und Netzmaske werden dem Client nicht nur der Computer- und Domänenname, sondern auch das zu verwendende Gateway und die Adressen der Namenserver mitgeteilt. Im Übrigen können auch etliche andere Parameter zentral konfiguriert werden, z. B. ein Zeitserver, von dem die Clients die aktuelle Uhrzeit abrufen können, oder ein Druckserver.

23.1. Konfigurieren eines DHCP-Servers mit YaST

In dieser Version von openSUSE kann das DHCP-Modul von YaST so eingestellt werden, dass die Serverkonfiguration lokal gespeichert wird (auf dem Host, der den DHCP-Server ausführt) oder so, dass die Konfigurationsdaten von einem LDAP-Server verwaltet werden. Wenn Sie LDAP verwenden möchten, müssen Sie vor der Konfiguration des DHCP-Servers die LDAP-Umgebung einrichten.

Das DHCP-Modul von YaST ermöglicht die Einrichtung Ihres eigenen DHCP-Servers für das lokale Netzwerk. Das Modul kann im einfachen oder im Expertenmodus ausgeführt werden.

23.1.1. Anfängliche Konfiguration (Assistent)

Beim ersten Starten des Moduls werden Sie von einem Assistenten aufgefordert, einige grundlegende Entscheidungen hinsichtlich der Serveradministration zu treffen. Nach Abschluss der anfänglichen Konfiguration ist eine grundlegende Serverkonfiguration verfügbar, die für einfache Szenarien ausreichend ist. Komplexere Konfigurationsaufgaben können im Expertenmodus ausgeführt werden.

Kartenauswahl

Im ersten Schritt ermittelt YaST die in Ihr System eingebundenen Netzwerkschnittstellen und zeigt sie anschließend in einer Liste an. Wählen Sie in dieser Liste die Schnittstelle aus, auf der der DHCP-Server lauschen soll, und klicken Sie auf Hinzufügen. Wählen Sie anschließend die Option Firewall für gewählte Schnittstelle öffnen, um die Firewall für diese Schnittstelle zu öffnen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 23.1, „DHCP-Server: Kartenauswahl“.

Abbildung 23.1. DHCP-Server: Kartenauswahl

DHCP-Server: Kartenauswahl

Globale Einstellungen

Geben Sie anhand des Kontrollkästchens an, ob Ihre DHCP-Einstellungen automatisch von einem LDAP-Server gespeichert werden sollen. In den Eingabefeldern legen Sie die Netzwerkinformationen fest, die jeder von diesem DHCP-Server verwaltete Client erhalten soll. Diese sind: Domänenname, Adresse eines Zeitservers, Adressen der primären und sekundären Namenserver, Adressen eines Druck- und WINS-Servers (für gemischte Netzwerkumgebungen mit Windows- und Linux-Clients), Gateway-Adressen und Leasing-Zeit. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 23.2, „DHCP-Server: Globale Einstellungen“.

Abbildung 23.2. DHCP-Server: Globale Einstellungen

DHCP-Server: Globale Einstellungen

Dynamisches DHCP

In diesem Schritt konfigurieren Sie die Vergabe der dynamischen IP-Adressen an Clients. Hierzu legen Sie einen Bereich von IP-Adressen fest, in dem die zu vergebenden Adressen der DHCP-Clients liegen dürfen. Alle zu vergebenden Adressen müssen unter eine gemeinsame Netzmaske fallen. Legen Sie abschließend die Leasing-Zeit fest, für die ein Client seine IP-Adresse behalten darf, ohne eine Verlängerung der Leasing-Zeit beantragen zu müssen. Legen Sie optional auch die maximale Leasing-Zeit fest, innerhalb derer eine bestimmte IP-Adresse auf dem Server für einen bestimmten Client reserviert bleibt. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 23.3, „DHCP-Server: Dynamisches DHCP“.

Abbildung 23.3. DHCP-Server: Dynamisches DHCP

DHCP-Server: Dynamisches DHCP

Fertigstellen der Konfiguration und Auswahl des Startmodus

Nachdem Sie den dritten Teil des Konfigurationsassistenten abgeschlossen haben, gelangen Sie in ein letztes Dialogfeld, das sich mit den Startoptionen des DHCP-Servers befasst. Hier können Sie festlegen, ob der DHCP-Server automatisch beim Booten des Systems oder bei Bedarf (z. B. zu Testzwecken) manuell gestartet werden soll. Klicken Sie auf Verlassen, um die Konfiguration des Servers abzuschließen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 23.4, „DHCP-Server: Start“. Alternativ können Sie Host-Verwaltung links aus der Baumstruktur auswählen, um zusätzlich zur grundlegenden Konfiguration bestimmte Host-Verwaltungsfunktionen zu konfigurieren (siehe Abbildung 23.5, „DHCP-Server: Host-Verwaltung“).

Abbildung 23.4. DHCP-Server: Start

DHCP-Server: Start

Host-Verwaltung

Statt der Verwendung des dynamischen DHCP, wie in den vorigen Abschnitten beschrieben, können Sie den Server auch so konfigurieren, dass Adressen in fast statischer Weise zugewiesen werden. Dafür geben Sie in den Eintragsfeldern im unteren Teil eine Liste der in dieser Art zu verwaltenden Clients ein. Geben Sie vor allem Name und IP-Adresse für einen solchen Client an, die Hardware-Adresse und den Netzwerktyp (Token-Ring oder Ethernet). Ändern Sie die oben angezeigte Liste der Clients mit Hinzufügen, Bearbeiten und Löschen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 23.5, „DHCP-Server: Host-Verwaltung“.

Abbildung 23.5. DHCP-Server: Host-Verwaltung

DHCP-Server: Host-Verwaltung

23.1.2. Konfiguration für Experten

Zusätzlich zu den bisher erwähnten Konfigurationsmethoden gibt es einen Expertenkonfigurationsmodus, mit dem Sie die Einrichtung des DHCP-Servers detailgenau ändern können. Starten Sie die Expertenkonfiguration, indem Sie Einstellungen für Experten in der Baumstruktur links im Dialogfeld wählen.

Chroot-Umgebung und Deklarationen

Im ersten Dialogfeld bearbeiten Sie die vorhandene Konfiguration, indem Sie DHCP-Server starten wählen. Eine wichtige Funktion des Verhaltens eines DHCP-Servers ist, dass er in einer Chroot-Umgebung (oder einem Chroot-Jail) ausgeführt werden kann und so den Server-Host schützt. Sollte der DHCP-Server durch einen Angriff von außen beeinträchtigt werden, bleibt der Angreifer gefangen im Chroot-Jail und kann auf den Rest des Systems nicht zugreifen. Im unteren Bereich des Dialogfelds sehen Sie eine Baumstruktur mit den bereits definierten Deklarationen. Diese verändern Sie mit Hinzufügen, Löschen und Bearbeiten. Wenn Sie Erweitert wählen, werden zusätzliche Experten-Dialogfelder angezeigt. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter Abbildung 23.6, „DHCP-Server: Chroot Jail und Deklarationen“. Nach der Auswahl von Hinzufügen legen Sie den hinzuzufügenden Deklarationstyp fest. Mit Erweitert zeigen Sie die Protokolldatei des Servers an, konfigurieren die TSIG-Schlüsselverwaltung und passen die Konfiguration der Firewall an die Einrichtung des DHCP-Servers an.

Abbildung 23.6. DHCP-Server: Chroot Jail und Deklarationen

DHCP-Server: Chroot Jail und Deklarationen

Auswählen des Deklarationstyps

Die Globalen Optionen des DHCP-Servers bestehen aus einer Reihe von Deklarationen. In diesem Dialogfeld legen Sie die Deklarationstypen Subnetz, Host, Gemeinsames Netzwerk, Gruppe, Adressen-Pool und Klasse fest. In diesem Beispiel sehen Sie die Auswahl eines neuen Subnetzwerks (siehe Abbildung 23.7, „DHCP-Server: Wählen eines Deklarationstyps“).

Abbildung 23.7. DHCP-Server: Wählen eines Deklarationstyps

DHCP-Server: Wählen eines Deklarationstyps

Konfiguration des Subnetzes

In diesem Dialogfeld können Sie ein neues Subnetz mit seiner IP-Adresse und Netzmaske angeben. In der Mitte des Dialogfelds ändern Sie die Startoptionen des DHCP-Servers für das ausgewählte Subnetz mit den Optionen Hinzufügen, Bearbeiten und Löschen. Um einen dynamischen DNS für das Subnetz einzurichten, wählen Sie Dynamisches DNS.

Abbildung 23.8. DHCP-Server: Konfigurieren von Subnetzen

DHCP-Server: Konfigurieren von Subnetzen

TSIG-Schlüsselverwaltung

Wenn Sie im vorigen Dialogfeld die Konfiguration des dynamischen DNS vorgenommen haben, können Sie jetzt die Schlüsselverwaltung für einen sicheren Zonentransfer konfigurieren. Wenn Sie OK wählen, gelangen Sie zu einem weiteren Dialogfeld, in dem Sie die Schnittstelle für das dynamische DNS konfigurieren können (siehe Abbildung 23.10, „DHCP-Server: Schnittstellenkonfiguration für dynamisches DNS“).

Abbildung 23.9. DHCP Server: TSIG-Konfiguration

DHCP Server: TSIG-Konfiguration

Dynamisches DNS: Schnittstellenkonfiguration

Jetzt können Sie das dynamische DNS für das Subnetz aktivieren, indem Sie Dynamisches DNS für dieses Subnetz aktivieren wählen. Danach wählen Sie in der Dropdown-Liste die TSIG-Schlüssel für Forward und Reverse Zones. Vergewissern Sie sich dabei, dass die Schlüssel für den DNS- und den DHCP-Server dieselben sind. Mit der Option Globale dynamische DNS-Einstellungen aktualisieren aktivieren Sie die automatische Aktualisierung und Einstellung der globalen DHCP-Servereinstellungen entsprechend der dynamischen DNS-Umgebung. Nun legen Sie fest, welche Forward und Reverse Zones über das dynamische DNS aktualisiert werden sollen. Dafür geben Sie den primären Namenserver für beide Zonen an. Wenn der Namenserver auf demselben Host wie der DHCP-Server ausgeführt wird, können Sie diese Felder leer lassen. Wenn Sie OK wählen, gelangen Sie wieder zum Dialogfeld für die Subnetzkonfiguration (siehe Abbildung 23.8, „DHCP-Server: Konfigurieren von Subnetzen“). Wenn Sie noch einmal auf OK klicken, gelangen Sie wieder zum ursprünglichen Dialogfeld für die Expertenkonfiguration.

Abbildung 23.10. DHCP-Server: Schnittstellenkonfiguration für dynamisches DNS

DHCP-Server: Schnittstellenkonfiguration für dynamisches DNS

Netzwerkschnittstellenkonfiguration

Wenn Sie die Schnittstellen festlegen möchten, die vom DHCP-Server überwacht werden sollen, und die Firewall-Konfiguration anpassen, wählen Sie im Dialogfeld für die Expertenkonfiguration Erweitert+Schnittstellenkonfiguration. Aus der Liste der angezeigten Schnittstellen wählen Sie die gewünschte(n) Schnittstelle(n) für den DHCP-Server aus. Falls Clients in allen Subnetzen mit dem Server kommunizieren sollen und der Server-Host eine Firewall ausführt, passen Sie die Einstellungen der Firewall entsprechend an. Dafür wählen Sie Firewall-Einstellungen anpassen. YaST passt dann die Regeln der SuSEfirewall2 an die neuen Bedingungen an (siehe Abbildung 23.11, „DHCP-Server: Netzwerkschnittstelle und Firewall“). Jetzt können Sie zum ursprünglichen Dialogfeld zurückkehren, indem Sie auf OK klicken.

Abbildung 23.11. DHCP-Server: Netzwerkschnittstelle und Firewall

DHCP-Server: Netzwerkschnittstelle und Firewall

Nach Abschluss aller Konfigurationsschritte schließen Sie das Dialogfeld mit OK. Der Server wird nun mit seiner neuen Konfiguration gestartet. Konfiguration.