In diesem Abschnitt werden die für komplexe Boot-Szenarien erforderlichen Konfigurationsschritte beschrieben. Er enthält zudem Konfigurationsbeispiele für DHCP, PXE-Boot, TFTP und Wake-on-LAN.
Es gibt zwei Möglichkeiten zum Einrichten eines DHCP-Servers. Für openSUSE liefert YaST eine grafische Schnittstelle für den Vorgang. Benutzer können die Konfigurationsdateien auch manuell bearbeiten. Für weitere Informationen über DHCP-Server siehe auch Kapitel 23, DHCP.
Fügen Sie Ihrer DHCP-Serverkonfiguration zwei Deklarationen hinzu, um den Netzwerk-Clients den Standort des TFTP-Servers mitzuteilen und die Boot-Image-Datei für das Installationsziel anzugeben.
Melden Sie sich als root
auf dem Computer an, der den DHCP-Server hostet.
Starten Sie
+ + .Schließen Sie den Installationsassistenten für die Einrichtung des grundlegenden DHCP-Server ab.
Wenn Sie eine Warnmeldung zum Verlassen des Start-Dialogfelds erhalten, wählen Sie
und .Im Dialogfeld
wählen Sie das Subnetz aus, indem sich das neue System befinden soll und klicken Sie auf .Im Dialogfeld
wählen Sie , um eine neue Option zur Subnetz-Konfiguration hinzuzufügen.
Wählen Sie Dateiname
und geben Sie pxelinux.0
als Wert ein.
Fügen Sie eine andere Option (next-server
) hinzu und setzen Sie deren Wert auf die Adresse des TFTP-Servers.
Wählen Sie
und , um die DHCP-Serverkonfiguration abzuschließen.
Wenn Sie DHCP zum Angeben einer statischen IP-Adresse für einen bestimmten Host konfigurieren möchten, fügen Sie unter Schritt 4) eine neue Deklaration für den Hosttyp hinzu. Fügen Sie dieser Hostdeklaration die Optionen hardware
und fixed-address
hinzu und bieten Sie die entsprechenden Werte an.
Die einzige Aufgabe des DHCP-Servers ist neben der Bereitstellung der automatischen Adresszuweisung für die Netzwerk-Clients die Bekanntgabe der IP-Adresse des TFTP-Servers und der Datei, die von den Installationsroutinen auf dem Zielcomputer abgerufen werden soll.
Melden Sie sich als root
auf dem Computer an, der den DHCP-Server hostet.
Fügen Sie der Konfigurationsdatei des DHCP-Servers, die sich unter /etc/dhcpd.conf
befindet, folgende Zeilen hinzu:
group {
# PXE related stuff
#
# "next server" defines the tftp server that will be used
next server ip_tftp_server
:
#
# "filename" specifies the pxelinux image on the tftp server
# the server runs in chroot under /srv/tftpboot
filename "pxelinux.0";
}
Ersetzen Sie ip_tftp_server
durch die IP-Adresse des TFTP-Servers. Weitere Informationen zu den in dhcpd.conf
verfügbaren Optionen finden Sie auf der Manualpage dhcpd.conf
.
Starten Sie den DHCP-Server neu, indem Sie rcdhcpd restart ausführen.
Wenn Sie SSH für die Fernsteuerung einer PXE- und Wake-on-LAN-Installation verwenden möchten, müssen Sie die IP-Adresse, die der DHCP-Server dem Installationsziel zur Verfügung stellen soll, explizit angeben. Ändern Sie hierzu die oben erwähnte DHCP-Konfiguration gemäß dem folgenden Beispiel:
group { # PXE related stuff # # "next server" defines the tftp server that will be used next serverip_tftp_server
: # # "filename" specifies the pxelinux image on the tftp server # the server runs in chroot under /srv/tftpboot filename "pxelinux.0"; host test { hardware ethernetmac_address
; fixed-addresssome_ip_address
; } }
Die Host-Anweisung gibt den Hostnamen des Installationsziels an. Um den Hostnamen und die IP-Adresse an einen bestimmten Host zu binden, müssen Sie die Hardware-Adresse (MAC) des Systems kennen und angeben. Ersetzen Sie alle in diesem Beispiel verwendeten Variablen durch die in Ihrer Umgebung verwendeten Werte.
Nach dem Neustart weist der DHCP-Server dem angegebenen Host eine statische IP-Adresse zu, damit Sie über SSH eine Verbindung zum System herstellen können.
Richten Sie einen TFTP-Server ein, entweder mit YaST oder manuell auf einem beliebigen Linux-Betriebssystem, das xinetd und tftp unterstützt. Der TFTP-Server übergibt das Boot-Image an das Zielsystem, sobald dieses gebootet ist und eine entsprechende Anforderung sendet.
Melden Sie sich als root
an.
Installieren Sie das yast2-tftp-server
-Paket.
Starten Sie
+ + und installieren Sie das erforderliche Paket.Klicken Sie auf
, um sicherzustellen, dass der Server gestartet und in die Boot-Routine aufgenommen wird. Ihrerseits sind hierbei keine weiteren Aktionen erforderlich. tftpd wird zur Boot-Zeit von xinetd gestartet.Klicken Sie auf
, um den entsprechenden Port in der Firewall zu öffnen, die auf dem Computer aktiv ist. Diese Option ist nur verfügbar, wenn auf dem Server eine Firewall installiert ist.
Klicken Sie auf /tftpboot
wird erstellt und automatisch ausgewählt.
Klicken Sie auf
, um die Einstellungen zu übernehmen und den Server zu starten.
Melden Sie sich als root
an und installieren Sie die Pakete tftp
und xinetd
.
Erstellen Sie die Verzeichnisse /srv/tftpboot
und /srv/tftpboot/pxelinux.cfg
, sofern sie noch nicht vorhanden sind.
Fügen Sie wie in Abschnitt 1.3.3, „Verwenden von PXE Boot“ beschrieben die für das Boot-Image erforderlichen Dateien hinzu.
Ändern Sie die Konfiguration von xinetd, die sich unter /etc/xinetd.d/
befindet, um sicherzustellen, dass der TFTP-Server beim Booten gestartet wird:
Erstellen Sie, sofern noch nicht vorhanden, in diesem Verzeichnis eine Datei namens tftp
, indem Sie touch tftp eingeben. Führen Sie anschließend folgenden Befehl aus: chmod 755 tftp.
Öffnen Sie die Datei tftp
und fügen Sie die folgenden Zeilen hinzu:
service tftp { socket_type = dgram protocol = udp wait = yes user = root server = /usr/sbin/in.tftpd server_args = -s /srv/tftpboot disable = no }
Speichern Sie die Datei und starten Sie xinetd mit rcxinetd restart neu.
Einige technische Hintergrundinformationen sowie die vollständigen PXE-Spezifikationen finden Sie in der PXE-(Preboot Execution Environment-)Spezifikation (http://www.pix.net/software/pxeboot/archive/pxespec.pdf).
Wechseln Sie in das Verzeichnis des Installations-Repositorys und kopieren Sie die Dateien linux
, initrd
, message
und memtest
in das Verzeichnis /srv/tftpboot
, indem Sie folgenden Befehl eingeben:
cp -a boot/loader/linux boot/loader/initrd boot/loader/message boot/loader/memtest /srv/tftpboot
Installieren Sie mit YaST das Paket syslinux
direkt von den Installations-CDs oder -DVDs.
Kopieren Sie die Datei /usr/share/syslinux/pxelinux.0
in das Verzeichnis /srv/tftpboot
, indem Sie folgenden Befehl eingeben:
cp -a /usr/share/syslinux/pxelinux.0 /srv/tftpboot
Wechseln Sie in das Verzeichnis des Installations-Repositorys und kopieren Sie die Datei isolinux.cfg
in das Verzeichnis /srv/tftpboot/pxelinux.cfg/default
, indem Sie folgenden Befehl eingeben:
cp -a boot/loader/isolinux.cfg /srv/tftpboot/pxelinux.cfg/default
Bearbeiten Sie die Datei /srv/tftpboot/pxelinux.cfg/default
und entfernen Sie die Zeilen, die mit gfxboot
, readinfo
und framebuffer
beginnen.
Fügen Sie die folgenden Einträge in die append-Zeilen der standardmäßigen Kennungen failsafe
und apic
ein:
insmod=kernel module
Durch diesen Eintrag geben Sie das Netzwerk-Kernelmodul an, das zur Unterstützung der Netzwerkinstallation auf dem PXE-Client erforderlich ist. Ersetzen Sie kernel module
durch den entsprechenden Modulnamen Ihres Netzwerkgeräts.
netdevice=interface
Dieser Eintrag definiert die Schnittstelle des Client-Netzwerks, die für die Netzwerkinstallation verwendet werden muss. Dieser Eintrag ist jedoch nur erforderlich und muss entsprechend angepasst werden, wenn der Client mit mehreren Netzwerkkarten ausgestattet ist. Falls nur eine Netzwerkkarte verwendet wird, kann dieser Eintrag ausgelassen werden.
install=nfs://IP_Instserver
/Pfad_Instquelle
/CD1
Dieser Eintrag gibt den NFS-Server und die Installationsquelle für die Client-Installation an. Ersetzen Sie IP_Instserver
durch die IP-Adresse des Installationsservers. Pfad_Instquelle
muss durch den Pfad der Installationsquellen ersetzt werden. HTTP-, FTP- oder SMB-Quellen werden auf ähnliche Weise adressiert. Eine Ausnahme ist das Protokollpräfix, das wie folgt lauten sollte: http
, ftp
oder smb
.
Wenn den Installationsroutinen weitere Boot-Optionen, z. B. SSH- oder VNC-Boot-Parameter, übergeben werden sollen, hängen Sie sie an den Eintrag |
Im Folgenden finden Sie die Beispieldatei /srv/tftpboot/pxelinux.cfg/default.
Passen Sie das Protokollpräfix für die Installationsquelle gemäß der Netzwerkkonfiguration an und geben Sie die bevorzugte Methode an, mit der die Verbindung zum Installationsprogramm hergestellt werden soll. Fügen Sie hierfür die Optionen vnc
und vncpassword
oder usessh
und sshpassword
zum Eintrag install
hinzu. Die durch \
getrennten Zeilen müssen als fortlaufenden Zeile ohne Zeilenumbruch und ohne den \
eingegeben werden.
default linux # default label linux kernel linux append initrd=initrd ramdisk_size=65536 \ install=nfs://ip_instserver
/path_instsource
/product
/CD1 # failsafe label failsafe kernel linux append initrd=initrd ramdisk_size=65536 ide=nodma apm=off acpi=off \ install=nfs://ip_instserver
/path_instsource
/product
/CD1 # apic label apic kernel linux append initrd=initrd ramdisk_size=65536 apic \ install=nfs://ip_instserver
/path_instsource
/product
/CD1 # manual label manual kernel linux append initrd=initrd ramdisk_size=65536 manual=1 # rescue label rescue kernel linux append initrd=initrd ramdisk_size=65536 rescue=1 # memory test label memtest kernel memtest # hard disk label harddisk localboot 0 implicit 0 display message prompt 1 timeout 100
Ersetzen Sie ip_instserver
und path_instsource
durch die in Ihrer Konfiguration verwendeten Werte.
Der folgende Abschnitt dient als Kurzreferenz für die in dieser Konfiguration verwendeten PXELINUX-Optionen. Weitere Informationen zu den verfügbaren Optionen finden Sie in der Dokumentation des Pakets syslinux
, die sich im Verzeichnis /usr/share/doc/packages/syslinux/
befindet.
Die hier aufgeführten Optionen sind eine Teilmenge der für die PXELINUX-Konfigurationsdatei verfügbaren Optionen.
DEFAULT Kernel Optionen
...
Legt die standardmäßige Kernel-Kommandozeile fest. Wenn PXELINUX automatisch gebootet wird, agiert es, als wären die Einträge nach DEFAULT in der Booteingabeaufforderung eingegeben worden, außer, dass die Option für das automatische Booten (boot) automatisch hinzugefügt wird.
Wenn keine Konfigurationsdatei vorhanden oder der DEFAULT-Eintrag in der Konfigurationsdatei nicht vorhanden ist, ist die Vorgabe der Kernel-Name „linux“ ohne Optionen.
APPEND Optionen...
Fügt der Kernel-Kommandozeile eine oder mehrere Optionen hinzu. Diese werden sowohl bei automatischen als auch bei manuellen Bootvorgängen hinzugefügt. Die Optionen werden an den Beginn der Kernel-Kommandozeile gesetzt und ermöglichen, dass explizit eingegebene Kernel-Optionen sie überschreiben können.
LABEL Kennung
KERNEL Image
APPEND Optionen
...
Gibt an, dass, wenn Kennung
als zu bootender Kernel eingegeben wird, PXELINUX stattdessen Image
booten soll und die angegebenen APPEND
-Optionen an Stelle der im globalen Abschnitt der Datei (vor dem ersten LABEL
-Befehl) angegebenen Optionen verwendet werden sollen. Die Vorgabe für Image
ist dieselbe wie für Kennung
und wenn keine APPEND
-Optionen angegeben sind, wird standardmäßig der globale Eintrag verwendet (sofern vorhanden). Es sind bis zu 128 LABEL
-Einträge zulässig.
Beachten Sie, dass GRUB die folgende Syntax verwendet:
title mytitle kernelmy_kernel
my_kernel_options
initrdmyinitrd
PXELINUX verwendet die folgende Syntax:
labelmylabel
kernelmykernel
appendmyoptions
Kennungen werden wie Dateinamen umgesetzt und müssen nach der Umsetzung (sogenanntes Mangling) eindeutig sein. Die beiden Kennungen „v2.1.30“ und „v2.1.31“ wären beispielsweise unter PXELINUX nicht unterscheidbar, da beide auf denselben DOS-Dateinamen umgesetzt würden.
Der Kernel muss kein Linux-Kernel, sondern kann ein Bootsektor oder eine COMBOOT-Datei sein.
APPEND -
Es wird nichts angehängt. APPEND
mit einem Bindestrich als Argument in einem LABEL
-Abschnitt kann zum Überschreiben einer globalen APPEND
-Option verwendet werden.
LOCALBOOT Typ
Wenn Sie unter PXELINUX LOCALBOOT 0
an Stelle einer KERNEL
-Option angeben, bedeutet dies, dass diese bestimmte Kennung aufgerufen und die lokale Festplatte an Stelle eines Kernels gebootet wird.
Argument |
Beschreibung |
---|---|
|
Führt einen normalen Bootvorgang aus |
|
Führt einen lokalen Bootvorgang mit dem noch im Arbeitsspeicher vorhandenen UNDI-Treiber (Universal Network Driver Interface) aus |
|
Führt einen lokalen Bootvorgang mit dem gesamten PXE-Stack, einschließlich des UNDI-Treibers aus, der sich im Arbeitsspeicher befindet |
Alle anderen Werte sind nicht definiert. Wenn Sie die Werte für die UNDI- oder PXE-Stacks nicht wissen, geben Sie 0
an.
TIMEOUT Zeitlimit
Gibt in Einheiten von 1/10 Sekunde an, wie lange die Booteingabeaufforderung angezeigt werden soll, bevor der Bootvorgang automatisch gestartet wird. Das Zeitlimit wird aufgehoben, sobald der Benutzer eine Eingabe über die Tastatur vornimmt, da angenommen wird, dass der Benutzer die Befehlseingabe abschließt. Mit einem Zeitlimit von Null wird das Zeitüberschreitungsoption deaktiviert (dies ist die Vorgabe). Der größtmögliche Wert für das Zeitlimit ist 35996 (etwas weniger als eine Stunde).
PROMPT flag_val
Wenn flag_val
0 ist, wird die Booteingabeaufforderung nur angezeigt, wenn die Taste Umschalttaste oder Alt gedrückt wird oder die Feststelltaste oder die Taste Rollen gesetzt ist (dies ist die Vorgabe). Wenn flag_val
1 ist, wird die Booteingabeaufforderung immer angezeigt.
F2filename
F1filename
..etc... F9filename
F10filename
Zeigt die angegebene Datei auf dem Bildschirm an, wenn an der Booteingabeaufforderung eine Funktionstaste gedrückt wird. Mithilfe dieser Option kann auch die Preboot-Online-Hilfe implementiert werden (für die Kernel-Kommandozeilenoptionen). Aus Gründen der Kompabilität mit früheren Versionen kann F10 auch als F0 verwendet werden. Beachten Sie, dass derzeit keine Möglichkeit besteht, Dateinamen an F11 und F12 zu binden.
Bereiten Sie das System-BIOS für PXE-Boot vor, indem Sie die PXE-Option in die BIOS-Boot-Reihenfolge aufnehmen.
BIOS-Bootreihenfolge | |
---|---|
Die PXE-Option darf im BIOS nicht vor der Boot-Option für die Festplatte stehen. Andernfalls würde dieses System versuchen, sich selbst bei jedem Booten neu zu installieren. |
Wake-on-LAN (WOL) erfordert, dass die entsprechende BIOS-Option vor der Installation aktiviert wird. Außerdem müssen Sie sich die MAC-Adresse des Zielsystems notieren. Diese Daten sind für das Initiieren von Wake-on-LAN erforderlich.
Mit Wake-on-LAN kann ein Computer über ein spezielles Netzwerkpaket, das die MAC-Adresse des Computers enthält, gestartet werden. Da jeder Computer einen eindeutigen MAC-Bezeichner hat, ist es nicht möglich, dass versehentlich ein falscher Computer gestartet wird.
Wake-on-LAN über verschiedene Netzwerksegmente | |
---|---|
Wenn sich der Steuercomputer nicht im selben Netzwerksegment wie das zu startende Installationsziel befindet, konfigurieren Sie die WOL-Anforderungen entweder so, dass sie als Multicasts verteilt werden, oder steuern Sie einen Computer in diesem Netzwerksegment per entferntem Zugriff so, dass er als Absender dieser Anforderungen agiert. |