Mobile Computernutzung mit Linux

Inhaltsverzeichnis

9.1. Notebooks
9.2. Mobile Hardware
9.3. Mobiltelefone und PDAs
9.4. Weiterführende Informationen

Zusammenfassung

Die mobile Computernutzung wird meist mit Notebooks, PDAs, Mobiltelefonen und dem Datenaustausch zwischen diesen Geräten in Verbindung gebracht. An Notebooks oder Desktop-Systeme können aber auch mobile Hardware-Komponenten, wie externe Festplatten, Flash-Laufwerke und Digitalkameras, angeschlossen sein. Ebenso zählen zahlreiche Software-Komponenten zu den Bestandteilen mobiler Computerszenarien und einige Anwendungen sind sogar speziell für die mobile Verwendung vorgesehen.

Notebooks

Die Hardware von Notebooks unterscheidet sich von der eines normalen Desktopsystems. Dies liegt daran, dass hier Kriterien wie Austauschbarkeit, Platzbedarf und Stromverbrauch wichtige Eigenschaften sind. Die Hersteller von mobiler Hardware haben Standardschnittstellen wie PCMCIA (Personal Computer Memory Card International Association), Mini PCI und Mini PCIe entwickelt, die zur Erweiterung der Hardware von Laptops verwendet werden können. Dieser Standard bezieht sich auf Speicherkarten, Netzwerkschnittstellenkarten, ISDN- und Modemkarten sowie externe Festplatten.

[Tip]openSUSE und Tablet PCs

Tablet PCs werden von openSUSE ebenfalls unterstützt. Tablet PCs sind mit einem Touchpad/Grafiktablett ausgestattet. Sie können also anstatt mit Maus und Tastatur die Daten direkt am Bildschirm mit einem Grafiktablettstift oder sogar mit den Fingerspitzen bearbeiten. Installation und Konfiguration erfolgen im Großen und Ganzen wie bei jedem anderen System. Eine detaillierte Einführung in die Installation und Konfiguration von Tablet PCs finden Sie unter Kapitel Verwenden von Tablet PCs (↑Referenz).

Energieeinsparung

Durch die Integration von energieoptimierten Systemkomponenten bei der Herstellung von Notebooks erhöht sich die Eignung der Geräte für die Verwendung ohne Zugang zum Stromnetz. Ihr Beitrag zur Energieeinsparung ist mindestens so wichtig wie der des Betriebssystems. openSUSE® unterstützt verschiedene Methoden, die den Energieverbrauch eines Notebooks beeinflussen und sich auf die Betriebsdauer bei Akkubetrieb auswirken. In der folgenden Liste werden die Möglichkeiten zur Energieeinsparung in absteigender Reihenfolge ihrer Wirksamkeit angegeben:

  • Drosselung der CPU-Geschwindigkeit.

  • Ausschalten der Anzeigebeleuchtung während Pausen.

  • Manuelle Anpassung der Anzeigebeleuchtung.

  • Ausstecken nicht verwendeter, Hotplug-fähiger Zubehörteile (USB-CD-ROM, externe Maus, nicht verwendete PCMCIA-Karten, WLAN usw.).

  • Ausschalten der Festplatte im Ruhezustand.

Weitere Informationen zur Verwendung des KDE-Miniprogramm für die Energieverwaltung finden Sie unter Chapter Controlling Your Desktop's Power Management with KPowersave (↑KDE User Guide).

Integration in unterschiedlichen Betriebsumgebungen

Ihr System muss sich an unterschiedliche Betriebsumgebungen anpassen können, wenn es für mobile Computernutzung verwendet werden soll. Viele Dienste hängen von der Umgebung ab und die zugrunde liegenden Clients müssen neu konfiguriert werden. openSUSE übernimmt diese Aufgabe für Sie.

Abbildung 9.1. Integrieren eines mobilen Computers in eine bestehende Umgebung

Integrieren eines mobilen Computers in eine bestehende Umgebung

Bei einem Notebook beispielsweise, das zwischen einem kleinen Heimnetzwerk zu Hause und einem Firmennetzwerk hin und her pendelt, sind folgende Dienste betroffen:

Netzwerk

Dazu gehören IP-Adresszuweisung, Namensauflösung, Internet-Konnektivität und Konnektivität mit anderen Netzwerken.

Druckvorgang

Die aktuelle Datenbank der verfügbaren Drucker und ein verfügbarer Druckserver (abhängig vom Netzwerk) müssen vorhanden sein.

E-Mail und Proxys

Wie beim Drucken muss die Liste der entsprechenden Server immer aktuell sein.

X (Grafische Umgebung)

Wenn das Notebook zeitweise an einen Beamer oder einen externen Monitor angeschlossen ist, müssen die verschiedenen Anzeigekonfigurationen verfügbar sein.

openSUSE bietet verschiedene Möglichkeiten zur Integration eines Notebooks in bestehende Betriebsumgebungen:

NetworkManager

NetworkManager wurde speziell für die mobile Verbindung von Notebooks mit Netzwerken entwickelt. Dieses Verwaltungsprogramm ermöglicht einen einfachen und automatischen Wechsel zwischen verschiedenen Netzwerkumgebungen oder Netzwerktypen wie WLAN und Ethernet. NetworkManager unterstützt die WEP- und WPA-PSK-Verschlüsselung in drahtlosen LANs. Außerdem werden Einwahlverbindungen (mit smpppd) unterstützt. Beide Desktop-Umgebungen von SUSE Linux (GNOME und KDE) bieten ein Front-End zu NetworkManager. Weitere Informationen zu den Desktop-Miniprogrammen finden Sie unter Abschnitt 10.4, „Verwenden des KDE NetworkManager-Widget“ und Abschnitt 10.5, „Verwenden des GNOME NetworkManager-Miniprogramms“.

Tabelle 9.1. Anwendungsbeispiele für NetworkManager

Mein Rechner…

NetworkManager verwenden

Der Computer ist ein Notebook.

Ja

Der Computer wird mit verschiedenen Netzwerken verbunden.

Ja

Der Computer stellt Netzwerkdienste bereit (z. B. DNS oder DHCP).

Nein

Der Computer hat eine statische IP-Adresse.

Nein


Verwenden Sie die Werkzeuge von YaST zur Konfiguration der Netzwerkverbindungen, wenn die Netzwerkkonfiguration nicht automatisch von NetworkManager übernommen werden soll.

SCPM

SCPM (System Configuration Profile Management, Verwaltung der Systemkonfigurationsprofile) ermöglicht die Speicherung beliebiger Konfigurationszustände eines Systems in einer Art „Snapshot“, die als Profil bezeichnet wird. Profile können für verschiedene Situationen erstellt werden. Sie sind nützlich, wenn ein System in unterschiedlichen Umgebungen (Heimnetzwerk, Firmennetzwerk) eingesetzt wird. Ein Umschalten zwischen den Profilen ist jederzeit möglich. Wenn Sie SCPM auf Ihrem System einrichten und nutzen möchten, installieren Sie das Paket kscpm, fügen Sie das KDE-Miniprogramm für die Profil-Auswahl der Kontrollleiste hinzu, aktivieren Sie SCPM mithilfe des YaST-Moduls für die Profilverwaltung und konfigurieren Sie die Benutzer, die zwischen den Profilen umschalten können sollen, ohne das root-Passwort eingeben zu müssen. Geben Sie an, ob Profiländerungen auch nach dem System-Reboot noch zur Verfügung stehen oder ob Sie beim Herunterfahren verworfen werden sollen. Vergewissern Sie sich, dass sämtliche Ressourcengruppen (etwa Dienste für Netzwerk und Drucker) aktiv sind. Fahren Sie mit der Erstellung der tatsächlichen Profile mithilfe des SUMF-(SCPM Unified Management Front-End-)Werkzeugs fort, das über die Profil-Auswahl gestartet wird. Erstellen Sie Profile für all die unterschiedlichen Setups, in denen Sie dieses System verwenden möchten. Für den Wechsel zwischen Profilen gibt es zwei Möglichkeiten: Ausführung des Systems über das Miniprogramm für die Profilauswahl oder Betätigung der Taste F3 beim Booten des Systems. Beim Umschalten zwischen den Profilen passt SCPM Ihre Systemkonfiguration automatisch an die neue Umgebung an, die in dem von Ihnen ausgewählten Profil erläutert wird.

SLP

Das Service Location Protocol (SLP) vereinfacht die Verbindung eines Notebooks mit einem bestehenden Netzwerk. Ohne SLP benötigt der Administrator eines Notebooks normalerweise detaillierte Kenntnisse über die im Netzwerk verfügbaren Dienste. SLP sendet die Verfügbarkeit eines bestimmten Diensttyps an alle Clients in einem lokalen Netzwerk. Anwendungen, die SLP unterstützen, können die von SLP weitergeleiteten Informationen verarbeiten und automatisch konfiguriert werden. SLP kann sogar für die Installation eines Systems verwendet werden, wodurch sich die Suche nach einer geeigneten Installationsquelle erübrigt. Weitere Informationen zu SLP finden Sie unter Kapitel SLP-Dienste im Netzwerk (↑Referenz).

Software-Optionen

Bei der mobilen Nutzung gibt es verschiedene spezielle Aufgabenbereiche, die von dedizierter Software abgedeckt werden: Systemüberwachung (insbesondere der Ladezustand des Akkus), Datensynchronisierung sowie drahtlose Kommunikation mit angeschlossenen Geräten und dem Internet. In den folgenden Abschnitten werden die wichtigsten Anwendungen behandelt, die openSUSE für jede Aufgabe bietet.

Systemüberwachung

openSUSE bietet zwei KDE-Werkzeuge zur Systemüberwachung:

KPowersave

KPowersave ist ein Miniprogramm, das den Zustand des Akkus in der Systemsteuerung anzeigt. Das Symbol wird entsprechend der Art der Energieversorgung angepasst. Bei Arbeit mit Wechselstrom wird ein kleines Steckersymbol angezeigt. Bei Arbeit mit Akkustrom wird als Symbol eine Batterie angezeigt. Das zugehörige Menü öffnet das YaST-Modul für die Energieverwaltung nach der Anforderung des root-Passworts. Auf diese Weise kann das Verhalten des Systems bei unterschiedlichen Energiequellen festgelegt werden.

KSysguard

KSysguard ist eine unabhängige Anwendung, die alle messbaren Parameter des Systems in einer einzigen Überwachungsumgebung sammelt. KSysguard weist Monitore für ACPI (Akkustatus), CPU-Last, Netzwerk, Partitionierung und Arbeitsspeicherauslastung. Außerdem kann diese Anwendung alle Systemprozesse überwachen und anzeigen. Die Darstellung und Filterung der gesammelten Daten kann benutzerdefiniert angepasst werden. Es ist möglich, verschiedene Systemparameter auf verschiedenen Datenseiten zu überwachen oder die Daten von mehreren Computern parallel über das Netzwerk zu sammeln. KSysguard kann außerdem als Daemon auf Computern ohne KDE-Umgebung ausgeführt werden. Weitere Informationen zu diesem Programm finden Sie in der zugehörigen integrierten Hilfefunktion bzw. auf den SUSE-Hilfeseiten.

Verwenden Sie auf dem GNOME-Desktop die GNOME-Funktion für Energieverwaltung und Systemmonitor.

Datensynchronisierung

Beim ständigen Wechsel zwischen der Arbeit auf einem mobilen Computer, der vom Netzwerk getrennt ist, und der Arbeit an einer vernetzten Arbeitsstation in einem Büro müssen die verarbeiteten Daten stets auf allen Instanzen synchronisiert sein. Dazu gehören E-Mail-Ordner, Verzeichnisse und einzelne Dateien, die sowohl für die Arbeit unterwegs als auch im Büro vorliegen müssen. Die Lösung sieht für beide Fälle folgendermaßen aus:

Synchronisieren von E-Mail

Verwenden eines IMAP-Kontos zum Speichern der E-Mails im Firmennetzwerk. Der Zugriff auf die E-Mails vom Arbeitsplatzrechner aus erfolgt dann über einen beliebigen, nicht verbundenen IMAP–fähigen E-Mail-Client, wie Mozilla Thunderbird Mail, Evolution oder KMail, wie unter GNOME User Guide (↑GNOME User Guide) und KDE User Guide (↑KDE User Guide) beschrieben. Der E-Mail-Client muss so konfiguriert sein, dass für Sent Messages (Gesendete Nachrichten) immer derselbe Ordner aufgerufen wird. Dadurch wird gewährleistet, dass nach Abschluss der Synchronisierung alle Nachrichten mit den zugehörigen Statusinformationen verfügbar sind. Verwenden Sie zum Senden von Nachrichten einen im Mail-Client implementierten SMTP-Server anstatt des systemweiten MTA-Postfix oder Sendmail, um zuverlässige Rückmeldungen über nicht gesendete Mail zu erhalten.

Synchronisieren von Dateien und Verzeichnissen

Es gibt mehrere Dienstprogramme, die sich für die Synchronisierung von Daten zwischen Notebook und Arbeitsstation eignen. Detaillierte Informationen finden Sie in Kapitel 11, Kopieren und Freigeben von Dateien.

Drahtlose Kommunikation

Neben einem Anschluss an ein Heim- oder Firmennetzwerk über ein Kabel kann ein Notebook auch drahtlos mit anderen Computern, Peripheriegeräten, Mobiltelefonen oder PDAs verbunden sein. Linux unterstützt drei Typen von drahtloser Kommunikation:

WLAN

WLAN weist die größte Reichweite dieser drahtlosen Technologien auf und ist daher als einziges für den Betrieb großer und zuweilen sogar räumlich geteilter Netzwerke geeignet. Einzelne Computer können untereinander eine Verbindung herstellen und so ein unabhängiges drahtloses Netzwerk bilden oder auf das Internet zugreifen. Als Zugriffspunkte bezeichnete Geräte können als Basisstationen für WLAN-fähige Geräte und als Zwischengeräte für den Zugriff auf das Internet fungieren. Ein mobiler Benutzer kann zwischen verschiedenen Zugriffspunkten umschalten, je nachdem, welcher Zugriffspunkt die beste Verbindung aufweist. Wie bei der Mobiltelefonie steht WLAN-Benutzern ein großes Netzwerk zur Verfügung, ohne dass sie für den Zugriff an einen bestimmten Standort gebunden sind. Informationen über WLAN finden Sie in Abschnitt „Wireless LAN“ (Kapitel 30, Drahtlose Kommunikation, ↑Referenz).

Bluetooth

Bluetooth weist das breiteste Anwendungsspektrum von allen drahtlosen Technologien auf. Es kann, ebenso wie IrDA, für die Kommunikation zwischen Computern (Notebooks) und PDAs oder Mobiltelefonen verwendet werden. Außerdem kann es zur Verbindung mehrerer Computer innerhalb des Sichtbereichs verwendet werden. Des Weiteren wird Bluetooth zum Anschluss drahtloser Systemkomponenten, beispielsweise Tastatur und Maus, verwendet. Die Reichweite dieser Technologie reicht jedoch nicht aus, um entfernte Systeme über ein Netzwerk zu verbinden. WLAN ist die optimale Technologie für die Kommunikation durch physische Hindernisse, wie Wände.

IrDA

IrDA ist die drahtlose Technologie mit der kürzesten Reichweite. Beide Kommunikationspartner müssen sich in Sichtweite voneinander befinden. Hindernisse, wie Wände, können nicht überwunden werden. Eine mögliche Anwendung von IrDA ist die Übertragung einer Datei von einem Notebook auf ein Mobiltelefon. Die kurze Entfernung zwischen Notebook und Mobiltelefon wird mit IrDa überbrückt. Der Langstreckentransport der Datei zum Empfänger erfolgt über das Mobilfunknetz. Ein weiterer Anwendungsbereich von IrDA ist die drahtlose Übertragung von Druckaufträgen im Büro.

Datensicherheit

Idealerweise schützen Sie die Daten auf Ihrem Notebook mehrfach gegen unbefugten Zugriff. Mögliche Sicherheitsmaßnahmen können in folgenden Bereichen ergriffen werden:

Schutz gegen Diebstahl

Schützen Sie Ihr System stets nach Möglichkeit gegen Diebstahl. Im Einzelhandel ist verschiedenes Sicherheitszubehör, wie beispielsweise Ketten, verfügbar.

Komplexe Authentifizierung

Verwenden Sie die biometrische Authentifizierung zusätzlich zur standardmäßigen Authentifizierung über Anmeldung und Passwort. openSUSE unterstützt die Authentifizierung per Fingerabdruck. Weitere Informationen finden Sie unter Kapitel Verwendung des Fingerabdrucklesers (↑Referenz).

Sichern der Daten auf dem System

Wichtige Daten sollten nicht nur während der Übertragung, sondern auch auf der Festplatte verschlüsselt sein. Dies gewährleistet die Sicherheit der Daten im Falle eines Diebstahls. Die Erstellung einer verschlüsselten Partition mit openSUSE wird in Kapitel Verschlüsseln von Partitionen und Dateien (↑Referenz) beschrieben. Es ist außerdem möglich, verschlüsselte Home-Verzeichnisse beim Hinzufügen des Benutzers mit YaST zu erstellen.

[Important]Datensicherheit und Suspend to Disk

Verschlüsselte Partitionen werden bei Suspend to Disk nicht ausgehängt. Daher sind alle Daten auf diesen Partitionen für jeden verfügbar, dem es gelingt, die Hardware zu stehlen und einen Resume-Vorgang für die Festplatte durchführt.

Netzwerksicherheit

Jegliche Datenübertragung sollte gesichert werden, gleichgültig auf welche Weise sie erfolgt. Allgemeine, Linux und Netzwerke betreffende Sicherheitsrisiken, sind in Kapitel Sicherheit und Vertraulichkeit (↑Referenz) beschrieben. Sicherheitsmaßnahmen für drahtlose Netzwerke finden Sie in Kapitel Drahtlose Kommunikation (↑Referenz).