Betriebssystem Linux
Die Geltungsbereiche von Variablen
Wenn innerhalb einer Shell eine Variable definiert wird, und danach eine zweite Shell aufgerufen wird, so ist die Variable innerhalb der zweiten Shell nicht automatisch gültig. Das läßt sich einfach ausprobieren, indem die folgenden Befehle eingegeben werden:
# Testvariable=Hallo # echo $Testvariable Hallo # bash # echo $Testvariable # exit # echo $Testvariable HalloWir haben also zunächst eine Variable Testvariable mit dem Wert Hallo angelegt. Im zweiten Schritt geben wir den Inhalt der Variable aus, das funktioniert erwartungsgemäß. Jetzt starten wir eine zweite Shell mit dem Aufruf von bash. Der erneute Versuch, sich den Inhalt der Variablen anzusehen schlägt fehl. Erst wenn wir die zweite Shell mit exit wieder beenden, funktioniert die Variablenausgabe wieder.
Damit eine Shell eine Variable an ihre Subshells weitergibt, muß die Variable exportiert werden. Das geschieht mit dem Shellbefehl export. Es gibt zwei Formen der Anwendungen, entweder wird eine Variable zuerst definiert und dann exportiert, oder die Variablendefinition geschieht gleich zusammen mit export:
Variable1=Versuch export Variable1 export Variable2="Noch ein Versuch"Eine exportierte Variable wird grundsätzlich an alle folgenden Subshells weitergegeben und ist dort verfügbar. Selbst wenn die Subshell wiederum eine Shell aufruft, ist die Variable auch innerhalb dieser dritten Shell gültig.
Wird allerdings die Variable dann in einer Subshell verändert, so bezieht sich diese Veränderung nur auf die Subshell. Innerhalb der aufrufenden Shell behält die Variable ihren alten Wert. Das beweist, dass es sich eben nicht um die selbe Variable handelt, sondern dass eine exportierte Variable in einer Subshell nochmal extra angelegt wird.
# export name=hans # echo $name hans # bash # echo $name hans # name=otto # echo $name otto # exit # echo $name hansWie schon bei der Darstellung des Unterschiedes zwischen LoginShell und NoLoginShell gezeigt, wird jedesmal eine Subshell aufgerufen, wenn ein Shellscript abgearbeitet werden soll. Wenn in diesem Script Variablen definiert werden, dann gelten diese Variablen natürlich nur innerhalb der Subshell. Die aufrufende Shell bekommt von diesen Variablen überhaupt nichts mit.
Das ist aber manchmal sehr unpraktisch. Wenn wir etwa ein Script schreiben, um verschiedene benötigte Shellvariablen anzulegen, dann hilft uns das herzlich wenig, denn jedesmal wenn wir das Script aufrufen werden diese Variablen zwar in der Subshell, die das Script ausführt, erzeugt - aber jedesmal, wenn das Script beendet wurde (und damit auch die Subshell) sind die Variablen nicht mehr gültig.
Damit es trotzdem möglich ist, ein Script zu verwenden um Variablen zu definieren, gibt es die Möglichkeit die Shell dazu zu zwingen, keine Subshell zur Abarbeitung des Scripts aufzurufen. Das geschieht einfach durch das Voranstellen eines Punktes vor dem Scriptaufruf. Selbstverständlich muß zwischen dem Punkt und dem Scriptnamen dabei ein Leerzeichen stehen.
Dadurch wird die Shell gezwungen, das Script selbst abzuarbeiten. Die Variablen, die innerhalb dieses Scripts definiert wurden, sind jetzt auch nach der Abarbeitung des Scriptes noch gültig.
Das klingt schön, hat aber einen bedeutenden Haken. Wenn innerhalb des Scrips ein exit vorkommt, normalerweise dazu benutzt, um das Script zu beenden, wird ja die Shell, die das Script ausführt, beendet. Wurde das Script jetzt mit vorgestelltem Punkt aufgerufen, also von unserer Loginshell selbst, dann wird das exit die LoginShell beenden! Wir müßten uns also erneut einloggen.
Scripts, die mit führendem Punkt aufgerufen werden sollen, sollten daher auf keinen Fall - auch nicht zur Fehlerbehandlung - ein exit benutzen.
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