1.1. Vorgehensweise zur Installation von LFS

Sie werden LFS mit Hilfe einer bereits laufenden Linux-Distribution (wie z. B. Debian, Mandriva, Red Hat oder SuSE) installieren. Das bestehende System (der Host) wird als Einstiegspunkt benutzt, denn Sie brauchen Programme wie Compiler, Linker und eine Shell, um Ihr neues System zu erstellen. Normalerweise sind alle notwendigen Programme bereits installiert, wenn Sie bei der Installation Ihrer Distribution die Kategorie „Entwicklung“ ausgewählt haben.

Falls Sie nur wegen LFS kein neues Host-System installieren möchten dann sollten Sie die LFS Live-CD oder eine Live-CD einer anderen Distribution verwenden. Die LFS Live-CD enthält ein voll funktionsfähiges Host-System mit allen notwendigen Werkzeugen für eine erfolgreiche Installation. Leider wurde die LFS Live-CD jedoch in letzter Zeit nicht weiterentwickelt, so dass die enthaltenen Software-Pakete und Patches alle veraltet sind. Des Weiteren enthält sie eine Online-Version dieses Buchs. Weitere Informationen zu der CD finden Sie unter http://www.linuxfromscratch.org/livecd/. Dort können Sie auch eine Kopie der CD herunterladen.

[Anmerkung]

Anmerkung

Die LFS-Live-CD könnte auf neueren Rechnern möglicherweise gar nicht oder nur fehlerhaft funktionieren. Eventuell lässt sie sich nicht starten oder einige Geräte werden nicht richtig erkannt (wie z. B. manche SATA-Festplatten).

Kapitel 2 beschreibt das Anlegen einer neuen Linux-Partition und eines Dateisystems, auf dem Ihr neues LFS-System kompiliert und installiert wird. In Kapitel 3 erfahren Sie, welche Pakete und Patches Sie herunterladen müssen. Kapitel 4 erklärt das Einrichten einer funktionsfähigen Arbeitsumgebung für die kommenden Arbeitsschritte. Bitte lesen Sie Kapitel 4 aufmerksam durch! Es behandelt ein paar mögliche Schwierigkeiten, die Ihnen vor der Arbeit mit Kapitel 5 und den folgenden bekannt sein sollten.

Kapitel 5 beschreibt dann die Installation der Pakete für die grundlegende Entwicklungsumgebung (im weiteren Verlauf des Buches Toolchain genannt). Die Toolchain ist eine Sammlung der nötigsten Werkzeuge und wird später in Kapitel 6 verwendet, um das endgültige System zu erstellen. Einige dieser Pakete werden zum Auflösen rekursiver Abhängigkeiten benötigt — zum Beispiel brauchen Sie einen Compiler, um einen Compiler zu kompilieren.

Kapitel 5 erklärt auch, wie die erste Version der Basiswerkzeuge, inklusive Binutils und GCC, erzeugt wird. „Erste Version“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass diese zwei Pakete installiert werden. Als zweiten Schritt kompilieren Sie Glibc, die C-Bibliothek. Glibc wird mit den Programmen der im ersten Schritt erstellten Basiswerkzeuge kompiliert. Im dritten Schritt erstellen Sie dann die zweite Version der Basiswerkzeuge. Sie linken die Programme dynamisch gegen die gerade frisch installierte Glibc. Die verbleibenden Pakete aus Kapitel 5 werden alle diesen zweiten Durchlauf der Toolchain verwenden und dynamisch gegen die neue, hostunabhängige Glibc gelinkt. Wenn dies erledigt ist, ist der weitere Installationsvorgang — mit Ausnahme des Kernels — nicht mehr von der Linux-Distribution auf dem Host-System abhängig.

Dies scheint erstmal eine Menge Arbeit zu sein, um sich von der Host-Distribution zu lösen. Eine vollständige Erklärung finden Sie in Abschnitt 5.2, „Technische Anmerkungen zur Toolchain“.

In Kapitel 6 wird das endgültige LFS-System erstellt. Wir benutzen das Programm chroot (chroot = change root = wechseln der Basis), um eine Shell in einer virtuellen Umgebung zu starten. In der neuen Shell ist der Basisordner auf die LFS-Partition eingestellt. Chroot'en ist so ähnlich wie Neustarten und Einhängen der LFS-Partition als root-Dateisystem. Das Erstellen eines bootfähigen Systems würde allerdings zusätzliche Arbeit erfordern und ist an dieser Stelle absolut unnötig. Außerdem hat chroot'en den Vorteil, dass Sie das Host-Betriebssystem weiter nebenher verwenden können während Sie in der Shell das LFS installieren. Während Sie also warten bis alle Pakete kompiliert sind, können Sie einfach auf ein anderes VT (Virtuelles Terminal) oder auf den X-Desktop wechseln und dort wie gewohnt weiterarbeiten.

Zum Abschluss der Installation werden in Kapitel 7 die Bootskripte eingerichtet; der Kernel sowie der Bootloader werden in Kapitel 8 behandelt. Wenn Sie das Buch zuende gelesen haben finden Sie in Kapitel 9 Links auf weiterführende Hilfeseiten. Abschließend ist der Computer bereit für einen Neustart mit dem neuen LFS-System.

Nun kennen Sie die allgemeine Vorgehensweise in stark zusammengefasster Form. Die jeweiligen Kapitel beinhalten natürlich detailliertere Informationen. Machen Sie sich keine Gedanken, falls hier noch etwas unklar sein sollte; alle offene Fragen werden sich im weiteren Verlauf klären.